Die Entwicklung der Herzbindung


Seit Jahrhunderten gilt das Herz als Sitz der Gefühle, der Weisheit. Wir kennen alle Aussagen wie «ich fasse mir ein Herz»,  «mein Herz hüpft vor Freude», «ich nehme mir das zu Herzen» oder «es geht mir mein Herz über» (Salome Stauffer, 2010).

 

Das Herz kommuniziert auf verschiedene Wege mit dem Hirn und dem Körper. Mit jedem Herzschlag werden zahlreiche Nervensignale an das Gehirn geleitet. Das Herz bezieht Informationen aus Hormonen, der Herzfrequenz und dem Blutdruck. Es verwandelt diese Informationen in Nervenimpulse und leitet diese dann über den Vagusnerv und die Rückenmarknevernbahnen an das Gehirn weiter (Doc Childre: «die Herzintelligenz-Methode», VAK Verlag, 2000).


Das Herz produziert auch Hormone (Bsp. Atriopeptin) und Neurotransmitter (Noradrenalin und Dopamin, im Volksmund als unser Glückshormon bekannt).
Die Entstehung von Emotionen bezieht sich auf den ganzen Körper und das Herz nimmt darin ein zentrale Rolle ein. Zudem entstehen bei der Kontraktion des Herzens elektrische Signale, die über sein elektromagnetisches Feld weitergeleitet werden. Dieses ist wesentlich stärker als das des Gehirns.

Durch neurale Leistungen beeinflussen afferente (hirnbringende) Informationen vom Herz und den Eingeweiden die höheren Hirnstrukturen. Das autonome Nervensystem ist nicht nur ein peripheres neurales System, es beinhaltet auch Hirnstammstrukturen, die den Zustand der Eingeweide (Lunge, Darm etc.) überwachen und die Leistung der mit dem Herz  kommunizierenden autonomen Nerven abgleichen. (Links zum System der polyvagalen Hierarchie nach Porges)

Herz und Bindung: Das Herz ist als pulsierendes Organsystem das bioenergetische und emotionale Zentrum des Bindungsgeschehens (Thomas Harms «These Herz»). Der Embryo ist mit den Gefühlen seiner Mutter eng verknüpft, passt sich den gegebenen Umständen kontinuierlich an. Durch Verbindung von Herz und Gehirn werden unsere Instinkte, Gefühle und Gedanken harmonisch zusammengefügt.

Wenn sich die Mutter ängstlich fühlt, werden vermehrt Stresshormone wie Adrenalin und Kortisol ausgeschüttet. Ihr Herz beginnt schneller zu schlagen. Adrenalin verengt die Blutgefässe der inneren Organe und beeinträchtigt  so eventuell die Sauerstoffzufuhr. Über die Plazenta wird im Foetus die physiologische  Reaktion auf das Gefühl von Angst und Furcht ausgelöst. Strampeln oder Erstarren kann die Folge sein und im Ultraschall beobachtet werden. Das gilt für die ganze Palette von Gefühlen, nicht nur für die Angst.  

Die chemische Kommunikation zwischen Mutter und Kind ist schon ab Empfängnis präsent. Informationen über die Befindlichkeit des mütterlichen Organismus gelangen mittels Hormonen und anderen Botenstoffen über den Blutkreislauf in den Foetus.  Auch die Spiegelneurone spielen schon intrauterin ein wichtige Rolle. Auf diese Weisen ist der Foetus auch an das emotionale Erleben der Mutter angeschlossen und  entwickelt die Basis der Bindungsqualität.

 

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