Geburt und Analgesie


Bei einer Vaginalgeburt ohne Analgesie werden bei der Mutter die höchsten Konzentrationen von Beta-Endorphinen gemessen (Vogl et al., 2006). Die kindliche Produktion steht in signifikanter Korrelation dazu. Die Gabe von Schmerzmitteln unter der Geburt blockiert Rezeptoren und so die Produktion der körpereigenen Endorphine. In gleichem Umfang fehlt auch die Stimulation des Bindungshormons Oxytocin – beide stehen Mutter und Kind nach der Geburt weniger zur Verfügung.

Die Peridural- und die Spinal-Anästhesie sind sicher die derzeit effektivste Möglichkeit der Schmerzlinderung unter der Geburt. Mit einer PDA sollte zugunsten des Kindes so lange wie möglich gewartet werden. Sicher ist sie ein Segen für Mutter und Kind bei einem Wehensturm oder nach sehr langer, schmerzreicher Eröffnungsphase. In diesen Fällen werden auch nicht genügend körpereigene Endorphine gebildet.

Mögliche Folgen einer PDA sind zu bedenken:

  • Bekannt bei früh applizierter PDA ist eine Temperatur-Erhöhung bei Mutter und Kind, was  häufig zu einer Trennung Mutter-Kind und zu Sepsis-Abklärung beim Kind führt.
    Viele der Störungen durch eine PDA sind sehr subtil. So auch die Temperatur-Regulierung durch die Mutter im Hautkontakt mit ihrem Kind (Jonas et al., 2006, siehe Projekt).
  • Die Ausschüttung des körpereigenen Oxytocins wird eingedämmt, die dadurch fehlenden Schmerzreize bewirken einen protrahierten Geburtsverlauf. Die Mutter bewegt sich weniger, die Einstellung des kindlichen Kopfes im Geburtskanal wird weniger unterstützt.
  • Oxytocin bewirkt bei Frauen unter und nach der Geburt eine Reduktion von Ängstlichkeit und Aggressivität sowie eine Zunahme von mütterlichem Verhalten und sozialer Kompetenz. Die Bindungsbereitschaft der Mutter wird nach PDA in den ersten Tagen negativ beeinflusst (Uvnäs-Moberg K., 2003).
  • Das mangelnde Druckvermögen der Mutter in der Pressphase bewirkt ein anerkannt höheres Risiko für eine vaginal-operative Geburtsbeendigung oder eine Sectio.
    Eine versierte Hebamme wird dagegen etwas einwirken, indem sie die Schwangere nach PDA (nach einer Ruhepause) zum Aufstehen, Positionswechsel, Vierfüsslerstand oder tiefe Hocke anleitet.
  • Die PDA hat sogar Einfluss auf das Stillen: In einer Studie wurde eine Korrelation der Stillrate mit der Dosis des Medikaments Fentanyl in der PDA festgestellt (Jordan, 2005).


VORSORGE GEBURTSVORBEREITUNG
Die Möglichkeiten und Risiken der PDA sollten angesprochen werden. Achten Sie bewusst, die Schwangere und ihren Partner zu orientieren, bei einer allfälligen Entscheidung PDA bewusst mit dem Kind in Kontakt zu bleiben und mit ihm zu reden. Der Vater gibt so dem Ungeborenen Orientierung und Sicherheit. Das Kind kommt ruhiger zur Welt.
Auch die mütterliche Atmung zum Kind während der Wehen sollte weiterhin bewusst unterstützt werden. Der Vater kann hier die emotionale Begleitung vertiefen. (siehe Speziell für Väter).

 

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