Die Zeit danach


In meiner Praxis versuche ich im Gespräch mit den Eltern, vor allem auch mit den Vätern, Ressourcen zu eruieren, die für den Erhalt der Partner-Liebe wichtig sind. Energie und Initiative ist von beiden Partnern gefordert. Gegenseitige Achtung und Fürsorge fördern die Präsenz des Mannes in der Familie. Das erhöht seine Ansprechbarkeit für die Kinder, schon für die Babys. Zweisamkeit, das persönliche Gespräch unter Partnern ergeben sich mit einem Baby nur selten von selbst.

«Gemeinsames Stillen», zum Beispiel indem der Mann seine Frau mit dem Rücken zu sich setzt oder sich in Seitenlage hinter sie legt (löffeln) und so die Triade wieder aufleben lässt, führen zur Berührung und zur Gelegenheit des zweisamen «Baby-Watchings». Solche Situationen müssen nach meiner Erfahrung bewusst geschaffen werden.
Fühlt sich der Vater nicht schon früh einbezogen, wird er zuhause immer weniger präsent sein. Das Ausgeschlossen-Sein führt zu einer schleichenden Entfremdung von seiner Partnerin und allenfalls der Gefahr einer Vereinsamung der Mutter mit ihrem Kind. Die Verfügbarkeit des Vaters bestimmt zudem über seine Gleichwertigkeit als Bindungsperson. [C. Lüdin (2009): Bindungstheorie im praxis-pädiatrischen Alltag. ForumNews Nr. 1, Frühling, S.19-21 und unter Publikationen]

 

 

Frauen muss ich häufig dazu ermuntern, zuhause Hilfe von aussen anzunehmen, sei es nur dass ihnen jemand den Einkauf abnimmt oder mal im Haushalt helfen darf. Manchmal plagen sie sich mit einem übertriebenen Pflichtgefühl und werden andererseits auch schlicht alleingelassen.
Meist ist den Paaren nicht bewusst, dass dadurch ihre Liebe, das Wichtigste für den Erhalt ihrer Familie, gefährdet ist.

Das Problem des fehlenden Vaters erhält durch neue Lebensformen von Kindern mit nur einem Elternteil eine neue Dimension. Nach einer Trennung, unabhängig vom Grund für das Auseinandergehen der Eltern, wohnen die Kinder in den allermeisten Fällen bei der Mutter.
Werden die Beziehungen zum Vater aufrechterhalten, sehen die Kinder ihn allerdings häufiger als früher. Ohne Zweifel können Eltern auch nach ihrer Trennung gute Eltern bleiben. Mit der Trennung endet nur die Beziehung auf der Paar-Ebene. Dies ist jedoch nicht einfach, denn häufig wird ein Partner ausgeschlossen. Wichtig für das Kind ist eine gute  Kooperation, was den Erwachsenen aber viel abverlangt.

 

Fazit

Die Vaterrolle hat sich in den letzten Generationen stark geändert. Es fehlt den werdenden Vätern an Vorbildern. Nicht nur der Wunsch nach mehr Familienleben ist gross, sondern auch das Verlangen ein aktiver und fürsorglicher Vater zu sein bzw. zu werden.


Sie bleiben immer der Mann im Leben des Kindes, ob auf positive oder negative Weise, und Sie können diese Rolle vielfältig gestalten. Für das Kind gibt es ein dynamisches Wechselspiel aus Situationen, die es jeweils mit der Mutter oder dem Vater erlebt. Es kann einen zärtlichen und zugleich einen männlichen Vater erleben. Der Vater kann eine differenzierte Haltung einnehmen, die sowohl fordernde und begrenzende, wie auch zärtliche und haltende Elemente enthält. Diese Offenheit stellt für das Kind und für den Vater eine Bereicherung dar. In Hinsicht auf die Prognose ist die Beziehungsqualität der Erwachsenen nicht zu vernachlässigen!

 

Die Erfüllung eigener Wünsche der Väter wird oft durch ihr Unwissen und ihre Ratlosigkeit gehemmt. Ich möchte Sie ermutigen, suchen Sie Gespräche mit ihrer Partnerin oder anderen Vertrauenspersonen aus der Familie oder dem Freundeskreis.

 

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